„Unschuldslinde“ bei Arendsee

In der Ortschronik von Arendsee steht zur „Unschuldslinde“ folgendes geschrieben:

„Zwischen dem Steinsee und dem Dorf Arendsee steht noch heute eine alte Linde, deren Kronenbildung so außergewöhnlich ist, dass es auffallen muss."

Die Sage berichtet folgendes:

Einmal fand man im Wald bei Arendsee einen Schäferknecht, der durch Mörderhand gefallen war. In Verdacht kam ein Junker vom Schlosse Arendsee. Er sollte seinen Knecht aus Eifersucht getötet haben. Der Junker beteuerte seine Unschuld, aber alle Anzeichen sprachen gegen ihn. So wurde er schließlich zum Tode verurteilt und sollte durch Henkershand sterben. Weil der Junker seine Unschuld abermals beteuerte, hob der Fürst das Todesurteil auf.

Ein Gottesurteil sollte entscheiden.

Der Beschuldigte musste eine junge Linde aus dem Boden nehmen und umgekehrt, mit den Wurzeln nach oben, an der Stelle einpflanzen, wo man den Ermordeten gefunden hatte. Würde die Linde wachsen, so sei der Junker unschuldig.

Es geschah.

Die Linde wurde verkehrt herum eingepflanzt und wuchs, obwohl niemand sie begießen und pflegen durfte. Aus den Zweigen wurden Wurzeln, und aus den alten Wurzeln bildeten sich Zweige mit Knospen und Blättern. Zwar gedieh sie zuerst nur kümmerlich, aber sie war gewachsen und steht noch heute. Der Sage nach als Beweis für des Junkers Unschuld. An den sonderbaren Ästen und Zacken aber kann man erkennen, dass es früher wirklich Wurzeln waren.

Wie alt die Linde und damit auch die Sage tatsächlich sind, kann nicht gesagt werden. Der Ursprung der Sage resultiert mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem ungewöhnlichen Wuchs der Linde. Die Menschen suchten und fanden eine Erklärung für dieses Phänomen. Für alle anderen Aussagen in der Sage gibt es keinerlei geschichtliche Hinweise oder gar Fakten.

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